Vor dem Auszug sind wohl noch die meisten jungen Erwachsenen in bestimmten Sparten über ihre Eltern mitversichert. Vor allem über eine Hausratversicherung, Rechtsschutz etc. musste man sich bis dato noch keinerlei Gedanken machen. Eine eigene Wohnung bedeutet jedoch auch, dass der Versicherungsschutz der Eltern nicht länger greift. Wir zeigen auf, welche Versicherungen unbedingt notwendig sind, wenn man in den eigenen vier Wänden lebt.
"Der Abschluss einer Hausrat- bzw. einer Haftpflichtversicherung ist für Mieter zwar äußerst sinnvoll, aber nicht verpflichtend. Vermieter dürfen von ihren Mietern nicht verlangen, bestimmte Versicherungen abzuschließen, um den Zuschlag für eine bestimmte Mietwohnung zu bekommen. Entsprechende Klauseln in Mietverträgen sind deshalb unwirksam." (Deutscher Mieterbund )
Private Haftpflichtversicherung: Breitgefächerter Schutz für Mieter
Laut der gesetzlichen Haftpflicht müssen Sie unbegrenzt mit Ihrem gesamten Vermögen für Schäden aufkommen, die Sie schuldhaft anderen Personen zufügen. Diese Schadenersatzpflicht macht auch vor der Mietwohnung keinen Halt. Vor allem Schäden an der gemieteten Immobilie, sogenannte Mietsachschäden, zählen zu den größten Risiken des Mieters. Ein Sprung im Waschbecken, Kratzer im Parkett, eine Schramme in der Einbauküche – das Malheur ist schnell passiert. Eine private Haftpflichtversicherung kommt für Mietsachschäden auf, die an der sogenannten Mietsache (dem kompletten Gegenstand des Mietvertrags) entstehen. Zur Mietsache zählen Wände, Bodenbeläge aller Art, Türen, Fensterrahmen, sanitäre Einrichtungen und fest eingebautes Mobiliar wie beispielsweise die Einbauküche. Schäden im Zusammenhang mit der Mietsache, beispielsweise ein auf benachbarte Wohnungen übergreifender Wasserschaden oder herabstürzende Blumentöpfe vom Balkon, sind ebenfalls von der privaten Haftpflichtversicherung erfasst. Abgesichert sind neben plötzlichen Schäden auch Allmählichkeitsschäden wie beispielsweise Wasserschäden, deren Ausmaß erst nach längerer Zeit zum Vorschein tritt. Auch Staub, Ruß, Feuchtigkeit und Temperaturen können Allmählichkeitsschäden hervorrufen.
Ein weiterer Vorteil der privaten Haftpflichtversicherung liegt in der Abdeckung von Schlüsselverlusten. Gerät Ihr Schlüssel versehentlich abhanden, ist der Vermieter im schlimmsten Fall zum Austausch der gesamten, zentralen Schließanlage verpflichtet und wird tausende Euro von Ihnen verlangen. Aber Achtung: Reguläre Haftpflichtversicherungen schützen standardmäßig nicht vor Schlüsselverlusten, sondern müssen durch einen entsprechenden Zusatzbaustein erweitert werden. Hundebesitzer sollten zudem prüfen, ob ihre Hundehalterhaftpflichtversicherung Mietsachschäden berücksichtigt. Die Voraussetzung: Der Vierbeiner muss den Schaden plötzlich verursachen; eine allmähliche Schädigung des Parketts durch kleine Kratzer ist nicht versichert. Hingegen sind sogenannte "zahme Tiere" wie Katzen, Vögel oder Kleinnager meist im Schutz der privaten Haftpflicht berücksichtigt, solange auch die von ihnen verursachten Schäden auf plötzliche und unvermeidbare Weise eingetreten sind.
Für den regulären Verschleiß gilt: Die private Haftpflichtversicherung kommt nicht für Schäden auf, die durch Ihre alltägliche Nutzung entstehen. Verfärbungen, abgenutzte Möbelstücke, das Anbringen von Dübeln – die Kosten für gewöhnliche Abnutzung sind typischerweise im Mietpreis berücksichtigt und der Mieter ist nicht zur Übernahme verpflichtet. Auch Glasschäden sowie Mietsachschäden an beweglichen Sachen (z.B. Heizkörper, Gasanlagen, Markisen, Elektrogeräte) werden (in der Regel) nicht von der privaten Haftpflichtversicherung übernommen. (Quelle: Allianz.de)
Ihr Inventar und das Eigentum von Mitbewohnern ist ebenfalls nicht abgedeckt – hierfür ist die Hausratversicherung zuständig.
Wichtig: Viele private Haftpflichtversicherungen haben Mietsachschäden nicht standardmäßig im Schutz inkludiert. Erweitern Sie die Police in diesem Fall um einen entsprechenden Zusatzbaustein und achten Sie auf eine ausreichend hohe Versicherungssumme, insbesondere bei einem hohen Wert der Mietsache und/oder benachbarten Wohnungen.
Mietkautionsversicherung: Einziehen ohne Kaution
Während des Umzugs erwarten Sie verschiedene Kosten: Einrichtung, Maklergebühren und die erste Monatsmiete kommen zur selben Zeit – zusammen mit der Kaution, welche bis zu drei Monatskaltmieten betragen darf. Sie schafft dem Vermieter eine gewisse Sicherheit vor Zahlungsrückständen in der Miete und möglichen Wohnungsschäden nach dem Auszug. Statt tausende Euro direkt zu überweisen, können Sie dem Vermieter mit der Kautionsversicherung (Mietkautionsbürgschaft) eine gleichwertige Alternative anbieten. Mehr Informationen erhalten Sie unter mietkautionsbuergschaft.de
Die Funktionsweise der Kautionsversicherung ist simpel. Ein Versicherungsunternehmen tritt für Sie als Bürge ein, der den Vermieter im Ernstfall für Zahlungsrückstände oder Beschädigungen in der Wohnung kompensiert. Fordert der Vermieter die Kautionssumme ein, werden Sie von der Versicherung informiert und haben die Option des Widerspruchs. Letzterer ist sinnvoll, falls die Forderungen des Vermieters nicht rechtmäßig sind. Zur Beantwortung dieser Frage engagieren die Versicherungsgesellschaften Mietrechtsexperten, die den Fall genau prüfen. Erfolgt kein Widerspruch, überweist der Versicherer das Geld an den Vermieter und stellt es Ihnen in Rechnung. Im Gegenzug für diese Sicherheitsleistung zahlen Sie der Versicherungsgesellschaft eine jährliche Gebühr, die üblicherweise fünf Prozent der Kautionssumme beträgt und beim Auszug nicht erstattet wird. Während die Mietkautionsversicherung unter Gewerbetreibenden ein weitverbreitetes Instrument darstellt, ist sie einem beträchtlichen Teil der Privatmieter in Deutschland nicht bekannt.
Die Vorteile der Mietkautionsbürgschaft sind nicht zu unterschätzen. An erster Stelle steht die Steigerung Ihrer Liquidität beim Einzug: Beziehen Sie beispielsweise eine städtische Familienwohnung in guter Lage, können 2.000 Euro Kaltmiete zu einer Kaution von 6.000 Euro führen. Auch die Sicherheit, dass dieses Geld im Falle einer Insolvenz des Vermieters nicht verloren geht, zählt zu Ihren Vorzügen der Kautionsversicherung. Der Vermieter wiederum muss sich nicht um die Verwaltung der Kaution kümmern, welche er getrennt von seinem übrigen Vermögen aufbewahren muss. Trotz der Vorteile gilt: Kein Vermieter ist verpflichtet, eine Mietkautionsbürgschaft als Alternative zur klassischen Kautionszahlung zu akzeptieren. Das freiwillige Einverständnis, welches heutzutage immer häufiger vorliegt, ist eine Grundvoraussetzung zum Einsatz einer Kautionsversicherung.
Hausratversicherung: Inventar in Ihrer Mietwohnung absichern
Wie die private Haftpflichtversicherung für Mieter, ist auch die Hausratversicherung nicht gesetzlich vorgeschrieben. Der Abschluss seitens des Vermieters mit anschließender Umlegung der Versicherungsprämie auf den Mieter ist gesetzlich nicht erlaubt. Dennoch ist die Bedeutung der Hausratversicherung hoch: Sie sichert von Möbeln bis Elektrogeräten Ihr Eigentum in der Mietwohnung vor folgenden Schäden ab:
- Feuer
- Sturm, Hagel und Blitzschlag
- Leitungswasser
- Einbruchdiebstahl, Raub und Vandalismus
- Erweiterte Naturschäden (sogenannte Elementarschäden, z.B. Hochwasser, Schneedruck, Rückstau)
Prüfen Sie den Schutz vor Elementarschäden, weil er in älteren Verträgen oftmals nicht eingeschlossen ist und aufgrund des Klimawandels mit einer steigenden Häufigkeit extremer Wetterlagen zu rechnen ist. Im Schutz der Hausratversicherung inbegriffen sind neben der Einrichtung (Möbel, Teppiche, Lampen etc.) vor allem Gebrauchsgeräte (Fernseher, Laptop, Kaffeevollautomat etc.), sonstige Gegenstände von Kleidung bis Dekoration sowie Verbrauchsgegenstände, zu denen primär Nahrung zählt. Somit ist die Schutzwirkung der Hausratversicherung umfassend; vom Rohrbruch, der Ihre Holzmöbel zerstört, bis zum Einbruch während des Sommerurlaubs sind diverse Szenarien finanziell abgesichert. Je wertvoller Ihr Inventar, desto stärker zahlt sich der Versicherungsschutz aus.
Neben den Kosten für die Wiederbeschaffung von Einrichtung, Kleidung, elektronischen Geräten und alltäglichen Gebrauchsgegenständen, können auch noch Kosten z.B. für Unterbringung im Hotel auf Sie zukommen. Prüfen Sie optionale / zusätzliche Module:
- Glasversicherung Bei der Glasbruchversicherung handelt es sich um eine „Allgefahren-Versicherung“, d.h. es ist jede Ursache des Glasbruchs versichert. Als Glasbruch gilt das vollständige Brechen des Glases durch die komplette Dicke.
- Fahrraddiebstahlschäden In Deutschland wurden 2020 mehr als 5 Mio. neue Fahrräder verkauft. Der Trend geht dabei zunehmend zum teuren, hochwertigen Fahrrad oder E-Bike. Zumindest eine Absicherung gegen Fahrraddiebstahl ist daher dringend zu empfehlen – und angesichts des inzwischen deutlich vierstelligen Neupreises, kann sich eine Fahrradversicherung lohnen.
Achten Sie beim Abschluss einer Hausratversicherung auf die korrekte Festlegung der Versicherungssumme
Bezüglich der Konditionen empfiehlt sich eine Absicherung von Schäden aus grober Fahrlässigkeit, die nicht in allen Tarifen vorkommt. Verlassen Sie beispielsweise das Zimmer, lassen Kerzen brennen und es kommt zum Brand, kann grobe Fahrlässigkeit vorliegen und der Versicherer zahlt nur anteilig. Übrige Versicherungsbedingungen sollten Sie ebenfalls checken: Manche Gesellschaften verlangen die sichere Aufbewahrung von Wertsachen in einem Tresor oder die Meldung aktueller Gefahren, um den Schutz des Hausrats zu gewährleisten. Ein Baugerüst etwa kann das Risiko für Einbrüche erhöhen. Auch die Meldung eines Umzugs zählt zu den wichtigsten Pflichten, die Sie als Versicherungsnehmer erfüllen müssen. Weiterhin sollten Sie insbesondere bei wertvollem Inventar über eine Selbstbeteiligung zur Reduktion der Prämien nachdenken.
Mietrechtsschutz: Finanzielle Sicherheit im Streitfall
Ungewöhnlich hohe Nebenkosten, eine kräftige Mieterhöhung, Wohnungsmängel: Zwischen Mieter und Vermieter existiert eine Vielzahl potenzieller Streitthemen, die im Ernstfall vor Gericht landen und hohe Kosten verursachen. Auch Probleme mit der Mietkaution, Eigenbedarfsansprüche des Vermieters und nachbarschaftliche Ruhestörung sind die Grundlagen vieler Auseinandersetzungen. Das Problem: Typischerweise ist der Vermieter zahlungskräftiger als der Mieter und sitzt am längeren Hebel. Die Lösung für Sie als Mieter ist der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung mit integriertem Mietrechtsschutz, die bei Konflikten gerichtliche sowie außergerichtliche Kosten für folgende Faktoren trägt:
- Anwälte
- Gericht
- Gutachter und Zeugen
- Mediation
- Mietrechtsberatung
Insbesondere bei langen Prozessen, die eine Revision des Urteils aus erster Instanz inkludieren, können diese Kosten in schwindelerregende Höhen reichen und das Budget des Mieters sprengen, was den Mietrechtsschutz zu einer sinnvollen Versicherung macht.
Wichtig: Eine Mietrechtsschutzversicherung kann nicht alleinstehend abgeschlossen werden, sondern nur als Baustein zur regulären Rechtsschutzversicherung hinzugefügt werden. Letztere schließt in den Basistarifen vieler Versicherer (z.B. Allianz) zunächst nur den Privatrechtsschutz sowie andere Bereiche wie den Verkehrsrechtsschutz und den Berufsrechtsschutz ein. Möchten Sie den Mietrechtsschutz hinzufügen, resultiert eine spürbare Anhebung der Prämien im Vergleich zur regulären Rechtsschutzversicherung. Überlegen Sie sich vor dem Abschluss, ob Sie die anderen Bereiche der Rechtsschutzversicherung ebenfalls benötigen. Vor allem ein Privatrechtsschutz, der beispielsweise Streitigkeiten im Zusammenhang mit Schadensersatzforderungen, Kaufverträgen, der Einkommenssteuer und sozialrechtlichen Ansprüchen absichert, kann unabhängig vom Mietrechtsschutz eine sinnvolle Versicherung darstellen.
Beim Abschluss einer Rechtsschutzversicherung mit dem Baustein "Haus und Wohnungsrechtsschutz" sollten Sie unbedingt die übliche Wartezeit von drei Monaten beachten: Erst, wenn der Streit frühestens drei Monate nach Versicherungsabschluss aufkommt, besteht der Schutz. Alternativ bieten manche Anbieter einen Sofort-Schutz an, der kostenintensiv ist und auf eine Wartezeit verzichtet. Beachten Sie außerdem, dass der Mietrechtsschutz ausschließlich für selbst bewohnte und privat selbst genutzte Immobilien in Deutschland gilt, Vermieter benötigen eine separate Vermieterrechtsschutzversicherung. In jedem Fall sollten Sie vor dem Abschluss eines Mietrechtsschutzes die Konditionen des jeweiligen Anbieters prüfen: Die Übernahme von Mediationskosten, die Absicherung einer Zweitwohnung und die Regelung, dass telefonische Beratung kein kündigungsrelevanter Schadensfall ist, können wichtige Punkte sein. Denn es gilt: Der Versicherer darf Ihnen den Vertrag kündigen, falls zwei Rechtsschutzfälle innerhalb von zwölf Monaten eintreten.
Wie bei anderen Versicherungen, sollten Sie auf eine ausreichende Deckungssumme der Rechtsschutzversicherung achten und haben die Möglichkeit, Ihre Beiträge durch eine wählbare Selbstbeteiligung (meist zwischen 150 und 1.000 Euro) zu reduzieren. Prüfen Sie zudem, mit welcher Deckungssumme ausländische Schadensfälle im Schutz inkludiert sind. Außerdem sollte die Privat-Rechtsschutz eine Strafkaution als Darlehen zur Verfügung stellen, um eine mögliche Inhaftierung bis zum Gerichtstermin zu vermeiden. Die maximale Höhe dieser Kaution variiert je nach Tarif.
Versicherungen anpassen bei Trennung / Scheidung
Anders verhält es sich bei einem Umzug in Einzelhaushalte. Bei einer Trennung ziehen die ehemaligen Partner wohl meistens wieder in eine oder gar zwei neue Wohnungen. Aus einem gemeinsamen Haushalt werden somit erneut zwei eigenständige Haushalte. Daher benötigt auch jeder Haushalt wieder separate Versicherungsverträge. Prüfen Sie daher, welche Versicherungen auf Ihren Namen oder auf den Namen des Ex-Partners laufen. Lassen Sie bei Hausrat-, Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung den Wohnort und den Begünstigten entsprechend anpassen oder schließen Sie eine komplett neue Versicherung ab, falls Ihr Ex-Partner Versicherungsnehmer war.
Umzug in eine WG (Wohngemeinschaft)
Bei vielen jungen Leuten unter einem Dach kann schnell mal etwas kaputtgehen. Doch wer ist dann für den Schaden verantwortlich? In der Regel haften die Hauptmieter für Schäden, die in der Wohnung entstehen. Als WG-Bewohner empfiehlt sich folglich eine besonders gute Absicherung. Für Studenten gilt es zuvorderst, die Versicherung der Eltern zu überprüfen: Denn wenn man als Student weiterhin bei den Eltern mitversichert ist, dann gibt es keinerlei Probleme. Falls dies jedoch nicht der Fall sein sollte, müssen sich auch Studenten um eine eigene Absicherung kümmern. Von Wichtigkeit bei einem Umzug sind vor allem Haftpflicht-, Hausrat-, Rechtsschutz- und gegebenenfalls eine Wohngebäudeversicherung.
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Denken Sie bei Änderungen der Lebensumstände auch an Ihre Vorsorge
Bei dem ganzen Umzugstrubel sollten Sie dennoch Ihre Vorsorgeverträge nicht vergessen. Neben einem schönen Zuhause ist es im Alter genauso wichtig, mit einem geregelten Einkommen dazustehen. Andere Lebensumstände fordern teilweise andere Vorsorgepläne. Überprüfen Sie deshalb bestehende Lebens- und Rentenversicherungen, um spätere Versorgungslücken zu vermeiden. Wir suchen gerne gemeinsam mit Ihnen nach einer Vorsorgelösung, die zu Ihnen passt.
Was gute Berater auszeichnet
Uns ist an einer dauerhaft erfolgreichen Zusammenarbeit gelegen, und wir sind überzeugt, dass Kunde und Berater zusammenpassen müssen. Deshalb sollen Sie sich auch schon im Vorfeld ein klares Bild von unserer Arbeitsweise machen können. Wir reden Klartext, und diese Checkliste soll Ihnen bei der Entscheidung für einen Versicherungsmakler helfen.