Neben häufigen blauen Flecken ist eine starke und lange Monatsblutung über fünf Tage ein Indiz für die angeborene Blutgerinnungsstörung von-Willebrand-Syndrom (vWS). Der Frauenarzt ist ein wichtiger Partner bei der Diagnose: Bei Auffälligkeiten in Bezug auf Dauer und Stärke der Monatsblutung, Blutarmut oder häufigen blauen Flecken sollte der Arzt bereits alarmiert sein und eine genaue Gerinnungsanamnese vornehmen. Häufig wird das Syndrom nicht frühzeitig erkannt, da sich die Betroffenen an ihren Müttern, Schwestern und Tanten orientieren, die ebenfalls unter der langen und starken Regelblutung leiden.
Symptome ernst nehmen
Eine normale Periode dauert zwischen vier und fünf Tagen. Hält sie länger als fünf Tage an, spricht man von einer verlängerten Blutung (Menorrhagie). Geschieht dies oft, kann das Allgemeinbefinden darunter leiden. Viele Frauenärzte kennen das Problem aus ihrer Praxis:
Durch den regelmäßig hohen Blutverlust kann es zu einer Verminderung der roten Blutkörperchen und des Eisengehaltes im Blut kommen. Als Folge fühlen sich die Frauen müde, matt und erschöpft.
Viele Ursachen möglich
Das Symptom einer starken und langen Blutung kann viele Ursachen haben. Verstärkt sich die Periode im Lauf der Zeit, können dahinter organische Veränderungen wie Myome oder Polypen stecken. Wenn eine Frau aber von der ersten Regel an unverändert immer wieder eine verstärkte und verlängerte Monatsblutung hat, kommt als Ursache eine Blutgerinnungsstörung wie das Von-Willebrand-Syndrom infrage. Unter dem vWS leiden etwa 800.000 Deutsche und es betrifft genauso viele Frauen wie Männer. Es ist die häufigste, aber auch die unbekannteste Gerinnungsstörung. Wenn Frauen neben den schon genannten Beschwerden große blaue Flecken sowie häufiges Nasen- oder Zahnfleischbluten beobachten, sollten sie auf der Internetseite www.netzwerk-von-willebrand.de den neu erstellten Menstruationskalender anfordern.
Die Handhabung ist einfach: An drei aufeinanderfolgenden Zyklen tragen Patientinnen die Anzahl der pro Tag benötigten Hygieneprodukte in eine Tabelle ein. Zudem können eingenommene Medikamente sowie die Anzahl der blutungsbedingten Fehltage (Schule/Beruf) notiert werden. Aus der Summe der Informationen kann der Gynäkologe mit nur einem Blick anormale Monatsblutungen feststellen. Bei Verdacht auf vWS erfolgt die Überweisung an ein spezialisiertes Kompetenzzentrum.
Früherkennung zählt
Wichtig ist zunächst eine genaue Diagnose der Blutgerinnungsstörung vWS: Je nach Schweregrad kann dann durch ein Medikament die Freisetzung des für die Blutgerinnung benötigten Eiweißes im Körper angeregt werden – oder es wird in schwereren Fällen ein spezielles Konzentrat mit dem Von-Willebrand-Eiweiß verabreicht und durch diese sogenannte Substitution die Gerinnung sofort normalisiert. Hält sich die Patientin zudem an ein paar einfache Regeln, kann sie ein normales Leben führen. So macht ein Ausweis, der über die Blutgerinnungsstörung informiert, durchaus Sinn. Auch sollte das Umfeld – Familie, Freunde, Arbeits- und Sportkollegen – für Notfälle informiert sein. Und, so schwer es auch fällt: Risiko- und Kontaktsportarten sind wegen des Verletzungsrisikos zu meiden.
Gut zu wissen: Das Von-Willebrand-Syndrom wird durch die erblich bedingte Störung eines wichtigen Eiweißes der Blutgerinnung verursacht, des Von-Willebrand-Faktors. Ist dieses Eiweiß entweder defekt, in zu geringer Konzentration oder, im ungünstigsten Fall, gar nicht vorhanden, muss es ergänzt werden. Das Netzwerk vWS – eine Initiative zur Früherkennung des Von-Willebrand-Syndroms – hat sich die Aufklärung über diese Krankheit zur Aufgabe gemacht. Frauen sollten daher bei Unklarheiten oder ersten Anzeichen ihren Frauenarzt ansprechen und die Ursache abklären lassen. Alles Wissenswerte sowie Tipps und Adressen finden Sie auf der Internetseite www.netzwerk-von-willebrand.de.
Ihr Frauenarzt rät
- Treten häufig blaue Flecken auf oder leiden Sie an einer starken Monatsblutung, die länger als 5 Tage dauert – besprechen Sie sich mit Ihrem Frauenarzt!
- Informieren Sie auch Ihre weiblichen Verwandten darüber, dass mehr als 6 Tampons am Tag ein Indiz für die Blutgerinnungsstörung vWS sein könnten!
(Autor: M.Muffin)