In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig. Und 6,3 Prozent gelten als adipös, so die Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Der Anteil der übergewichtigen Jugendlichen hat sich im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren um 50 Prozent erhöht.
„Adipositas ist bei Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien fast dreimal so hoch wie in Familien mit hohem Sozialstatus“, resultiert Dr. Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung am Robert-Koch-Institut.
Dick ist nicht gleich dick
Bei Erwachsenen gibt es den sogenannten Body Mass Index (BMI, der uns schnell sagt, ob wir normal oder übergewichtig sind. Unterscheiden muss man zwischen Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit). Auch bei Kindern kann man den BMI anwenden, muss aber alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede mit berücksichtigen. Bei den Kinderärzten im Netz gibt es beispielsweise einen BMI-Rechner für Kinder. Dieser gibt in verschiedenen Abstufungen Auskunft über die Einschätzung des Kindergewichts.
Informiert gegen das Fett
Damit Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ein zentrales Thema in der Gesellschaft ist und bleibt, hat sich die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) 1998 gegründet. Die AGA ist die Vereinigung der auf dem Gebiet der Adipositas im Kindes- und Jugendalter tätigen Wissenschaftler/-innen, Kliniker/innen und Therapeuten/-innen in Deutschland. Mit ihren jährlich aktualisierten Leitlinien helfen sie, praxisorientierte Tipps zu geben, die Ärzten sowie Elten helfen auf dem schweren Weg zum leichteren Kind.
Foodwatch schaut genau hin
„Statt ausgewogene, gesunde Lebensmittel für Kinder anzubieten, vermarktet die Industrie fast ausschließlich hochkalorische, verarbeitete und ernährungsphysiologisch minderwertige Produkte an Kinder“, prangert foodwatch e.V. an. foodwatch ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 2002 für das Recht der Verbraucher auf qualitativ gute und gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittel kämpft. foodwatch finanziert sich aus Förderbeiträgen und Spenden.
Therapie ist, wenn alle helfen
Die Behandlung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen besteht aus Verhaltenstherapie, Ernährungs- und Bewegungstherapie. Allerdings stehen dem Erfolg oft soziale Einflüsse, fehlende Krankheitseinsicht und mangelndes Krankheitsgefühl entgegen Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen sind nicht sofort spürbar, können aber das spätere Leben der dicken Kinder stark beeinflussen. Der Teufelskreis besteht oft auch darin, dass dicke Kinder gehänselt werden, der psychische Druck hoch ist und zu weiteren Essattacken führt. Die beste Unterstützung für das Kind ist es, wenn die ganze Familie die Essensumstellung mit trägt. Auch innerfamiliär sollte es keine bösen Anspielungen auf das Aussehen des Kindes geben. Eltern und Geschwister sollten das Positive herausstellen, Fortschritte loben und motivierend zur Seite stehen beim Kampf gegen die Pfunde.
Alles kann gut werden
Am besten ist es, mit gesunder Familienkost, ausreichend Bewegung, wenig Fastfood und eingeschränkter Bildschirmzeit dem Dicksein vorzubeugen. Eines ist aber tröstlich: Aus dicken Kindern müssen keine dicken Erwachsenen werden. Somit sinkt auch das Risiko, Diabetes oder Herzkrankheiten zu entwickeln, so das Ergebnis einer Studie rund um Markus Juonala, die im „New England Journal of Medicins“ veröffentlicht wurde. Das sollte genug Motivation sein, den langen Weg zum Normalgewicht zu gehen. (Autor: M.Muffin)