Wer in den Urlaub fährt, der denkt nicht immer daran seinen Versicherungsschutz aufzufrischen. Für derartige Notfälle bieten einige Versicherungen aktuell die Möglichkeit, bequem per App eine Unfall- oder Reisekrankenversicherung abzuschließen. Nach Herunterladen der App kann man mit wenigen Klicks den gewünschten Zahl an versicherten Urlaubstagen auswählen und anklicken. Der Versicherungsschutz startet sofort, ein Schreiben vom Versicherer ist nicht nötig. Bezahlt wird über die Handyrechnung, Paypal oder Premium-SMS.
App-Versicherungen haben oft geringere Leistungen
Doch Vorsicht! Verbraucherschützer betrachten derartige Versicherungen tatsächlich nur als Notlösung, etwa wenn man vergaß, vor der Urlaubsreise eine Police abzuschließen. „Die App-Versicherungen enthalten oft nur einen Teil der Leistungen, die man bei einen normalen Einzeltarif bekommt“, sagt Timo Voss vom Bund der Versicherten (BDV) im Gespräch mit dem Mitteldeutschen Rundfunk.
So sei etwa bei einer Unfallversicherung die Summe für Invalidität auf 25.000 Euro begrenzt – viel zu wenig, wenn man einen lebenslangen Gesundheitsschaden erleidet. Üblicherweise werden hierfür 100.000 Euro gezahlt. Auch für den Reiserücktransport kommt der Versicherer nach einem Unfall nur auf, wenn dies medizinisch notwendig ist. Andere Policen sehen hier großzügigere Regelungen vor.
Zudem seien die Policen mit einem Preis von 1,49 Euro pro Tag vergleichsweise teuer. Eine Unfallversicherung kostet so schnell 10 Euro für wenige Tage. Hier muss man wissen: in der Regel sehen auch „normale“ Unfalltarife eine Auslandsgeltung vor. In welchem Umfang, muss im Versicherungsvertrag nachgelesen werden.
Wenn der Sohn oder die Tochter mit der Schulklasse auf Reisen gehen, dann wollen die Eltern natürlich, dass es auch gesund und munter wieder zurück kommt. Trotzdem kann ein Unfall nie ganz ausgeschlossen werden, wenn Kinder toben, turnen und auch so manchen Blödsinn anstellen. Und so bietet ein Versicherer derzeit eine Police an, die kleinen Ausflüglern für 24 Stunden Schutz bei Unfällen garantiert – der Vertrag ist mit wenigen Klicks per App abschließbar und kostet wenige Euro.
Nur eingeschränkter Schutz bei Langzeitschäden
Eine Unfallversicherung per App – das klingt zunächst verlockend. Der niedrige Preis hat aber einen Grund: Wenn das Kind einen bleibenden Schaden davonträgt, werden maximal 50.000 Euro Schadenssumme ausgezahlt. Zu wenig, wenn der Sprössling tatsächlich dauerhafte Beeinträchtigungen erleidet. Denn die Kosten für Reha, Medikamente und den behindertengerechten Umbau von Wohnung und PKW können schnell einen sechsstelligen Betrag verschlingen. Zudem bietet auch die gesetzliche Unfallversicherung einen Grundschutz, wenn Kinder in der Kita oder Schule zu Schaden kommen. Das gilt sowohl für Klassenausflüge als auch Schulveranstaltungen.
Wer für seine Kinder noch keine private Unfallversicherung besitzt, der kann auf eine solche App kurzfristig zurückgreifen, damit beim Schulausflug wenigstens ein Basisschutz garantiert ist. Besser ist es aber, gleich eine vollwertige Unfallversicherung abzuschließen, die auch für Langzeitschäden aufkommt. Denn beim Thema Unfallschutz sollten Eltern keine halben Sachen machen. Zudem sei darauf verwiesen, dass weitaus mehr Kinder durch eine Krankheit eine dauerhafte Beeinträchtigung erleiden – für solche Fälle aber kommt eine Unfallpolice nicht auf. Demnach sind bei Kindern und Jugendlichen lediglich 0,45 Prozent aller schweren Behinderungen auf einen Unfall zurückzuführen.
Invaliditätsversicherung für Kinder sinnvolle Alternative
Als Alternative zur Unfallversicherung bietet sich deshalb eine Invaliditätsversicherung für Kinder an. Eine Unfallversicherung wird in der Regel nur dann zahlen, wenn die Beeinträchtigung des Kindes tatsächlich aus einem Unfall resultiert. Hingegen ist mit einer Invaliditätsversicherung die Ursache für die Behinderung kein ausschlaggebender Punkt. Sobald das Versorgungsamt eine Invalidität von 50% feststellt, erhält das Kind bei den besten Anbietern eine monatliche Rente von bis zu 1.000 Euro zugesprochen. Sogar die Stiftung Warentest schlussfolgert: „eine Invaliditätsversicherung ist besser als eine Unfallversicherung.“ Ein Beratungsgespräch kann helfen, den besten Schutz für die Kleinen zu finden.
Ein eingeschränkter Schutz ist besser als gar keiner
Können also die App-Versicherungen empfohlen werden? In Ausnahmefällen ja, etwa wenn man vor einem Urlaub keinen vollwertigen Schutz zeichnen konnte. Denn es gilt die Faustregel: ein begrenzter Versicherungsschutz ist besser als gar keiner.
Wenn möglich, sollten Versicherungsnehmer aber eine vollwertige Unfallversicherung und Reisekrankenversicherung vorziehen. Hier können sie von einem weit umfangreicheren Leistungskatalog profitieren, der im Fall der Unfallversicherung auch im Inland Schutz bietet. Ein Beratungsgespräch hilft zudem, das Kleingedruckte im Vertrag besser zu verstehen. (VB)