Soziale Netzwerke: Gefangen im Echoraum?

16. Feb 2016 | Familie & Freizeit

Das Phänomen Facebook, Twitter und Co. wird von vielen Menschen gemieden. Doch genauso viele Menschen aller Altersgruppen nutzen das Portal als Plattform für den Austausch von Neuigkeiten im Freundes- und Bekanntenkreis. Sie finden dank der Popularität der sozialen Medien auf Facebook unzählige Fanpages, die sie nach dem Liken regelmäßig mit interessanten Informationen über ihre Lieblingsthemen versorgen.

soziale-netzwerke-gefangen-im-echoraum © Fotolia.com

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Social Media: Echozelle News Algorithmus

Doch wie im richtigen Leben können sich Alt und Jung durch die gezielte Auswahl dieser Fanpages in einen kleinen, beschränkten Kosmos manövrieren, der die Vielfältigkeit der Realität dieser Welt nicht mehr abbildet. Menschen, die ihre Ideen und Gedanken auch im echten Leben nur im Freundeskreis austauschen und ihre Ohren für fremde, neue Eindrücke verschließen, können mit Facebook in eine Wahrnehmungsfalle laufen.

Zusammenstellung der News durch Facebook

Facebook stellt mit Hilfe von Algorithmen und speziellen Softwareprogrammen die für den einzelnen Facebook-Nutzer interessanten Nachrichten, Werbungen und Themen zusammen, die er zusätzlich zu seinen gelikten Fanpages während einer Sitzung nach dem scheinbaren Zufallsprinzip zu sehen bekommt. Durch diese einseitige Zusammenstellung von Informationen wird der Rest des Lebens für den Nutzer zumindest auf der Plattform Facebook ausgeblendet. Alt und Jung geraten in Gefahr die ihnen zur Verfügung stehenden Informationen zur Basis ihrer Entscheidungen zu machen. Im Extremfall gehen sie davon aus, dass die Welt der anderen Menschen genauso aussieht wie ihre eigene Welt. Schein- und Parallelwelten können entstehen, denen sich Nutzer von Facebook und anderer virtueller Räume auf Dauer nur schwer entziehen können. Menschen fühlen sich gerne in ihren Ansichten und Meinungen bestätigt, weil eine offene Auseinandersetzung mit Andersdenkenden unbequem ist. Mit der Zeit geht auch das Bewusstsein für andere Facetten im Leben verloren. Die Nutzer von Facebook, Twitter und Co. spiegeln sich in ihrem eigenen Echoraum und werden zum Zentrum dieser Welt ohne sich kritisch zu hinterfragen oder sich einem realistischen Vergleich zu stellen. Ein böses Erwachen kommt dann in der realen Welt hin und wieder überraschend und schmerzhaft.

Nährboden für Verschwörungstheorien?

In wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema wurde bereits festgestellt, dass Nutzer von Facebook externer Link und Twitter externer Link oft sogar gezielt konträre Meinungen übersehen. Sie lassen sich lieber auf offensichtliche Lügen ein als ihre Denkrichtung zu ändern. Insbesondere Gruppen, die ein Ersatz für soziale Kontakte in der Realität sein können, bieten mit dem Schneeballeffekt einen idealen Nährboden für die Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. Mit einer kleinen Änderung der Programmierung der Suchalgorithmen könnte die Wand des gemütlichen Echoraums durchbrochen werden. Aber auch im realen Leben ist jeder mündige Mensch selbst für die Auswahl seiner Informationsquellen zuständig. (tt)


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