Wenn sich beim Zähneputzen die Zahnbürste rot färbt, sollten Ihre Warnglocken läuten: Zahnfleischbluten! Fast 75 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an einer Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis). Bei Menschen über 40 ist sie die häufigste Ursache für Zahnverlust. Trotzdem wird das weit verbreitete Leiden häufig unterschätzt.
Bereits bei den ersten Anzeichen einer Zahnfleischentzündung sollten Sie Ihren Zahnarzt aufsuchen. Denn unbehandelt kann die Infektion eine chronische Entzündung des gesamten Zahnapparats nach sich ziehen, vom Zahnzement über die Wurzelhaut bis zu den Kieferknochen. Bei einer solchen Infektion kann im Mundraum eine Wunde von der Größe einer Handfläche entstehen. Durch diese können die aggressiven Parodontitisbakterien in den Blutkreislauf gelangen und im ganzen Körper Schaden anrichten: Bei Schwangeren steigt das Risiko einer Frühgeburt. Das Herzinfarktrisiko nimmt zu. Diabetes kann sich verschlimmern. In machen Fällen kann die Infektion sogar eine Lungenentzündung auslösen. Patienten, die mit einer hartnäckigen Form zu kämpfen haben, sollten von ihrem Arzt mit einem Antibiotikum behandelt werden. Dabei setzt die Wahl des richtigen Wirkstoffs eine umfassende Kenntnis des Erregerspektrums voraus. Denn es tummeln sich bis zu 500 verschiedene Bakteriensorten in der Mundhöhle. Und nicht alle sind Auslöser für Parodontitis.
Moderne Tests ermitteln Erreger
Mit Hilfe moderner Analysemethoden können die wichtigsten Erregerkeime anhand von Proben aus den Zahntaschen identifiziert werden. Die Markerkeimanalyse bestimmt die fünf wichtigsten Parodontitis erregenden Markerkeime (micro-Ident) sowie sechs weitere Keimarten (micro-Ident plus). Da Parodontitis eine Infektionskrankheit ist, besteht das Risiko, dass ein erkrankter Partner die Bakterien überträgt. Deshalb kann eine Untersuchung beider Partner sinnvoll sein.
Sind die Gene schuld?
Sie putzen gründlich Ihre Zähne, gehen regelmäßig zum Zahnarzt und leiden trotzdem an Parodontitis? Der Labortest "GenoType® PS" stellt fest, ob bei Ihnen ein genetischer Defekt als Ursache vorliegt. Der Zahnarzt nimmt mit einem sterilen Tupfer einen Abstrich der Mundschleimhaut und sendet ihn ins Labor. Nach drei Tagen liegt in der Regel der Befund vor.
Darauf sollten Sie achten
- Blutet Ihr Zahnfleisch beim Zähneputzen?
- Ist Ihr Zahnfleisch geschwollen oder empfindlich?
- Hat sich Ihr Zahnfleisch zurückgebildet oder erscheinen Ihre Zähne länger als früher?
- Haben Sie empfindliche oder lockere Zähne?
- Hat sich die Stellung Ihrer Zähne verändert oder haben sich Lücken gebildet?
- Haben Sie Probleme mit Mundgeruch?
Schuld am Zahnausfall ist eine körpereigene Reaktion, die paradoxerweise als Schutzreaktion verstanden werden muss: Breiten sich Bakterien im Mundraum aus, kämpfen körpereigene "Fresszellen" gegen diese an. Es entsteht eine Entzündung. Als unerwünschter Nebeneffekt werden dabei nicht nur die Bakterien, sondern auch die Haltefasern und Knochen des Zahnapparats angegriffen. Die möglichen Folgen: Zähne beginnen zu wackeln und fallen aus.
Was jeder tun kann
Das wirksamste Gegenmittel kennen wir schon seit den Kindestagen: Wer mindestens zweimal täglich seine Zähne gründlich putzt und zusätzlich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigt, macht schon sehr viel für seine Zahngesundheit. Durch jährliche Zahnsteinentfernung und professionelle Zahnreinigung bei Ihrem Zahnarzt sorgen Sie überdies nicht nur für schönere Zähne, sondern auch für ein gesundes Klima im Mund. Wer trotz vorbildlicher Mundhygiene an Parodontitis leidet, kann die Krankheit aber auch ererbt haben. In diesem Fall liegt ein genetischer Defekt vor, der zu einer Überproduktion von Interleukin-1 (IL-1) führt, einem wichtigen Entzündungsauslöser des Immunsystems. Dieses IL-1 bewirkt selbst bei geringen Bakterienmengen heftige Entzündungsreaktionen im Zahnapparat. Auch in diesem Fall sorgt ein Labortest für Klarheit: Ein Abstrich der Mundschleimhaut reicht aus, um eine mögliche genetische Ursache ausfindig zu machen.
Empfehlung: Der Standardtest "micro-IDent" kann die fünf wichtigsten Parodontitis erregenden Markerkeime bestimmen. Weitere sechs Keimarten erfasst "micro-IDent plus"
Benötigt: Für den Patienten sind beide Tests unkompliziert und schmerzlos. Mittels steriler Papierspitzen werden Proben aus bis zu fünf Zahntaschen entnommen. Die Diagnose und die Empfehlung eines geeigneten Antibiotikums liegen nach drei Tagen vor.
Stichwort für (Zahn-) Arztgespräch: Markerkeimanalyse mit "micro-IDent" und "micro-IDent plus" Genetische Risikobestimmung über GenoType PST; Herzgesundheit (Autor: M. Muffin)