Eine Lösung, die sich schon deshalb anbietet, weil gerade in vielen alt eingesessenen Familienbetrieben der Geschäftsführer Dreh- und Angelpunkt des betrieblichen Geschehens ist, während sich der Inhaber häufig aus Altersgründen aus dem operativen Geschäft verabschiedet hat. Dennoch ist dieser Nachfolgeprozess nicht immer einfach: Vor allem die bisherigen Unternehmer denken bei allen Möglichkeiten der Nachfolgeregelung oft zuletzt an ihren Geschäftsführer. „Der hat doch gar nicht das Geld dafür“, dieses Argument hört Malte Olm häufig. Der Hamburger Unternehmensberater begleitet Betreibe während eines Management Buy-Outs. Die Kunden seiner Aurora Corporate Finance sind Mittelständler aus Norddeutschland. Nicht selten erfährt er vom angestellten Geschäftsführer eines Hauses, dass das Nachfolgethema ansteht. Ein sensibles Feld, das Manager nicht gern selbst mit den Gesellschaftern besprechen und sich in Olm einen neutralen Dritten zu Rate ziehen.
„Wir gehen dann auf die Inhaber zu, sondieren, wie sie sich die Nachfolge vorstellen“, beschreibt Malte Olm seine Arbeit. Zeichnet sich die Bereitschaft zu einem Management-Buy-Out ab, steckt der Unternehmensberater mit beiden Seiten die Eckpunkte ab und bereitet dann die Finanzierung vor. Eine Hürde, die vor allem den angehenden Gesellschaftern nahezu unüberwindbar scheint, da der „Kauf“ eines Unternehmens oft mit zweistelligen Millionenbeträgen verbunden ist. Dennoch eine lösbare Aufgabe: „Viele wird es wundern, aber mir ist kein Management Buy-Out bekannt, der an der Finanzierung gescheiter ist“, so Olm. Der Unternehmensberater hat lange Jahre in einer Hamburger Bank gearbeitet und weiß, was die Kreditinstitute bei einer Finanzierung sehen wollen. Ist das Konzept betriebswirtschaftlich solide und fundiert ausgearbeitet, übernehmen Banken in der Regel zwischen 60 und 70 Prozent des Gesamtvolumens bei der Betriebsübergabe im Rahmen von Krediten. Weitere Gesellschafter sucht Aurora zum Beispiel durch stille und offene Beteiligungen. Für die Geschäftsführer, die zu Unternehmern werden, bleibt zumeist eine zu finanzierende Restgröße in Höhe von ein bis zwei Jahresgehältern.
Einer, der es geschafft hat, ist Michael von Brauchitsch. Der Kaufmann war rund 25 Jahre in der Schifffahrtsbranche aktiv, als Ende der 90er Jahre die Reederei, der er als Geschäftsführer vorstand, in unsichere Gewässer trieb. Der Vorstand des finnischen Mutterkonzerns war verstorben, sein Sohn wollte der Schifffahrt den Rücken kehren. Von Brauchitsch schlug den Finnen die Übernahme der deutschen Reederei vor. Es folgten ein halbes Jahr mit zahlreichen Treffen und Verhandlungen in Hamburg und Helsinki. Auch die Banken mussten von der Idee überzeugt werden. „Es gab immer wieder Situationen, in denen ich alles hinschmeißen wollte“, erinnert sich der Reeder. „Aber im Nachhinein weiß ich, dass die Entscheidung richtig war“. Gemeinsam mit Malte Olm überzeugte er die finnischen Inhaber und die Banken von seinem Konzept einer reibungslosen Übergabe und dem Fortbestand des traditionsreichen Seetransportgeschäfts. Heute, rund zwei Jahre nach Abschluss der Übernahme, laufen die Geschäfte gut. Von Brauchitsch transportiert auf acht Schiffen große Güter, die nicht für Standard-Container geeignet sind. Vor wenigen Wochen hat er – nunmehr als Unternehmer – das erste eigene Schiff gekauft. (Autor: Matthias Still – Agentur Public Effect – Hamburg)