Blinder Passagier im Bauch – Helicobacter pylori
Ein Winzling mit großen Auswirkungen: Mehr als ein Drittel aller Menschen trägt Helicobacter pylori in sich. Vor 20 Jahren noch fast unbekannt, gilt das Bakterium heute als Auslöser von Entzündungen in Magen und Zwölffingerdarm, die sogar zu Magenkrebs führen können.
Die Gefährlichkeit von Helicobacter pylori (HP) wird bis heute oft unterschätzt. Etwa zehn Prozent der WeItbevölkerung erkranken einmal im Leben an einem Magengeschwür. Bei einem Teil davon entwickelt sich in der Folge Magenkrebs. Eine tückische Krankheit, die weltweit jährlich etwa 750.000 Opfer fordert.
Auslöser für das Krebsgeschwür ist eine Entzündung, die fast immer durch Helicobacter pylori hervorgerufen wird. In Deutschland tragen 30 bis 40 Prozent der Erwachsenen diesen „blinden Passagier“ in sich. Wie das Bakterium in den Magen gelangt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Fest steht nur, dass es schon vor 60.000 Jahren unser Begleiter war. Und schon damals verursachte HP Entzündungen in Magen und Darm. Zwar entwickelt nur ein geringer Teil der HP-infizierten Menschen Magenkrebs. Andererseits wird jedoch bei fast jedem Magengeschwür HP nachgewiesen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Helicobacter pylori deshalb in die Liste der Krebsauslöser (Karzinogene) aufgenommen – als erstes Bakterium überhaupt
Den „Magenteufel“ austreiben
Es klingt paradox: Obwohl HP extrem säureempfindlich ist, fühlt es sich im sauren Umfeld des Magens am wohlsten. Das Bakterium entgeht den zerstörerischen Verdauungssäften, indem es sich in der Magenschleimhaut einnistet. Dort bildet es zum Selbstschutz das Enzym Urease. Dieses Enzym greift in den Stoffwechsel der Schleimhautzellen ein und regt die Produktion von Magensäure an. Die mögliche Folge: Entzündungen bis hin zu Krebs.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine zusätzliche Schwächung der Magenschleimhaut vorliegt – beispielsweise durch häufigen Alkoholgenuss, Rauchen, regelmäßige Medikamenteneinnahme oder Stress. Auch wer gerne und häufig salzreiche und gebratene Speisen zu sich nimmt, sollte besonders vorsichtig sein. Wird der „Magenteufel“ entdeckt, wie Helicobacter pylori selbst in seriösen medizinischen Studien genannt wird, kann man ihn in der Regel zuverlässig austreiben:
Eine Behandlung mit der Kombination dreier Medikamente macht 90 Prozent der Helicobacter-Kolonien den Garaus. Geschwüre und chronische Entzündungen heilen meist rasch ab. Eine wesentliche Ursache für Magenkrebs ist beseitigt.
Die Untersuchung auf eine Infektion mit HP sollte deshalb bei allen Magenerkrankungen ein wesentlicher Bestandteil der Diagnostik sein. Moderne Testmethoden machen den Nachweis von HP einfach, schnell und sicher. Eine unangenehme Magenspiegelung ist nicht notwendig. Das ist nicht nur für Kinder von großem Vorteil.
Sicher und schnell
Es ist heute leicht herauszufinden, ob man HP-Bakterien hat. Und es ist möglich, sie dauerhaft loszuwerden. Als Vorsorgemaßnahme ist der HP-Test eine individuelle Gesundheitsleistung, deren Kosten der Patient derzeit selbst zu tragen hat. Nach einer Behandlung dient der Labortest der Therapiekontrolle und wird auch von den gesetzlichen Kassen erstattet. Denn der Labortest gibt Aufschluss darüber, ob das Bakterium vollständig verschwunden ist.
Empfehlung: Untersuchung für jedermann, insbesondere für Raucher, für Menschen mit häufigen oder anhaltenden Magenbeschwerden und für Verwandte von Magenkrebspatienten. Benötigt wir eine Stuhlprobe für den Nachweis von Helicobacter-pylori-Antigen.
Teilen Sie bitte Magenkrebserkrankungen in der Familie unbedingt Ihrem Arzt mit!
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Weiterführende Informationen zu Magenkrebserkrankungen:
Magenkrebs (Bösartiger Tumors): Definition und Behandlung
Definition Magenkrebs: Bösartiger Tumor, der z. B. von den Drüsenzellen in der Magenwand oder den Zellen der Schleimhaut ausgehen kann. Die Zahl der jährlichen neu auftretenden Magenkrebserkrankungen nimmt laut den Angaben des Robert-Koch Institutes seit einigen Jahren ab.
Im Jahr 2002 erkrankten in Deutschland etwa 20000 Menschen an Magenkrebs, damit ist er die fünfthäufigste Krebserkrankung. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Zu den Risikofaktoren zählen:
Ernährungsgewohnheiten, z. B. häufiger Genuss hochprozentiger Alkoholika, häufiger Verzehr von nitrathaltigen Speisen wie Wurst (Der Magen wandelt Nitrate in krebserregende Nitrosamine um)
- Rauchen
- Chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
- Magengeschwüre
- Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori
- Fälle von Magenkrebs in der Familie (erbliche Vorbelastung).
Krankheitszeichen: Magenkrebs verursacht lange Zeit keine oder nur geringe Beschwerden und wird deshalb meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Dieser Umstand verringert die Überlebensrate entscheidend. Mögliche Krankheitszeichen sind:
- Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit
- Völlegefühl und Blähungen
- Schmerzen im Oberbauch
- Abneigung oder Ekel vor Fleisch oder Fleischerzeugnissen
- Schwarz gefärbter Stuhl (Teerstuhl) als Zeichen einer Blutung im Magen
- Erbrechen von Blut (Hämatemesis).
Der Arzt kann durch bildgebende Untersuchungsverfahren (z. B. Ultraschall, Computertomographie) einen ersten Anhalt für das Vorliegen eines Magenkrebses erhalten. Eine sichere Aussage ist meist jedoch nur nach einer Gastroskopie (Einführen eines dünnen Schlauches über die Speiseröhre in den Magen) möglich, mit deren Hilfe der Arzt die Magenwand betrachten und eine Gewebeprobe entnehmen kann.
Behandlung: Die Behandlung bei Magenkrebs erfolgt operativ. Der Arzt entfernt meist den gesamten Magen (Gastrektomie) und, je nach Ausdehnung des Tumors, auch andere Organteile und Strukturen aus dem Bauchraum. Nur bei sehr kleinen Tumoren ist es möglich, einen Teil des Magens zu belassen. Es sind verschiedene Operationstechniken etabliert, die die Durchgängigkeit des Magen-Darm-Traktes erhalten. Oft formt der Operateur aus einer Darmschlinge einen Ersatzmagen, der zwar die volle Funktion des ursprünglichen Magens nicht übernehmen kann, jedoch geeignet ist, die Nahrungsaufnahme zu erleichtern und eine
Überdehnung des Darmes zu verhindern.
Außerdem kann es notwendig sein, nach der Operation eine medikamentöse Krebsbehandlung (Zytostase) oder Bestrahlung einzuleiten. Lässt sich der Tumor nicht entfernen, weil er sich bereits zu stark ausgebreitet hat, kann der Arzt die Durchgängigkeit des Magen-Darm-Traktes erleichtern, indem er den Tumor teilweise abträgt, eine Umgehung schafft oder eine Sonde direkt in den Darm einlegt.
Folgen einer Magenentfernung: Der Verlust der vielfältigen Funktionen des Magens kann zu Beschwerden führen, die lebenslang anhalten und gezielte Maßnahmen erfordern, zum Beispiel:
- Frühdumping-Syndrom: Durch die Dehnung des Ersatzmagens und die starke Füllung des Darmes mit Speisebrei sowie der Flüssigkeit, die in den Darm eintritt, kann es direkt nach dem Essen (bis fünfzehn Minuten später) zu Druckgefühl im Oberbauch, Schluckauf, Übelkeit, Erbrechen oder massiven Kreislaufproblemen kommen
- Spätdumping-Syndrom: Etwa ein bis vier Stunden nach dem Essen (vor allem bei zuckerreicher Nahrung) steigt der Blutzuckerspiegel stark an. Daraufhin schüttet die Bauchspeicheldrüse viel Insulin aus und der Blutzuckerspiegel sinkt rasant. Der Patient fühlt sich sehr müde, schwitzt stark und spürt starken Hunger. Im Extremfall kommt es zu einem Blutzuckermangelschock
- Vitamin-B12-Mangel: Bei gesunden Menschen produziert die Magenschleimhaut einen Stoff, der die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung ermöglicht. Nach einer Magenentfernung funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr. Deshalb erhalten die Patienten in dreimonatigen Abständen eine Vitamin-B12-Spritze in einen Muskel. Das Vitamin erfüllt u. a. eine wichtige Funktion bei der Blutbildung
- Störung der Fettverdauung: Viele Patienten leiden im Anschluss an eine Magenentfernung an Durchfällen mit fettigen Stühlen. Der Magen-Darm-Trakt ist nicht mehr in der Lage, die Nahrungsfette vollständig aufzuspalten. Die mangelnde Nährstoffverwertung kann zu einem Gewichtsverlust führen. Eine Umstellung der Nahrungsgewohnheiten sowie die ärztliche Verordnung von künstlichen Verdauungsenzymen sind geeignet, die Beschwerden zu lindern.
Pflegerische Maßnahmen: Pflegende beobachten Patienten, die über Beschwerden im Oberbauch klagen, sehr genau und geben ihre Beobachtungen mittels Dokumentation und in den Übergabegesprächen an das Team weiter. Tritt schwarzer Stuhlgang oder Bluterbrechen auf, informieren sie umgehend den Arzt. Nach einer operativen Entfernung des Magens kann es sehr lange dauern, bis der Betroffene gelernt hat, mit den neuen körperlichen Bedingungen umzugehen.
Häufig bleiben lebenslang Einschränkungen bestehen. Das Augenmerk der Pflegenden liegt in dieser Phase auf der Beobachtung und Beratung des Patienten:
- Ernährung auf sechs bis acht Mahlzeiten täglich umstellen, kleine Portionen essen, um den Ersatzmagen nicht zu überfordern (Vorbeugung gegen das Frühdumping-Syndrom); wenn möglich, Vollkornprodukte bevorzugen
- Häufiger jeweils kleine Mengen (nicht mehr als 200 ml) trinken, nicht zu den Mahlzeiten trinken, da dies die Passage des Speisebreis zu stark beschleunigen würde
- Auf stark gezuckerte Nahrungsmittel verzichten, sie führen bei fehlendem Magen zu extremen Blutzuckerschwankungen (Vorbeugung gegen das Spätdumping-Syndrom)
- Speisen sorgfältig kauen
- Nach dem Essen eine Ruhepause einlegen, dabei sitzen; eine liegende Position ist ungünstig, da sie das Zurückfließen der Nahrung in die Speiseröhre begünstigt
- Alkohol meiden und Rauchen nach Möglichkeit aufgeben
Befinden des Patienten beobachten, sobald ungewöhnliche Beschwerden (z. B. heftige Schmerzen, Blut im Stuhl) auftreten, umgehend den behandelnden Arzt informieren.
Magengeschwür (Ulcus ventriculi) Definition und Behandlung
Magengeschwür (Ulcus ventriculi) Umschriebene Schädigung der Magenschleimhaut, meist am Übergang zwischen dem Körper und Schwanz des Magens. Ein Magengeschwür entsteht dadurch, dass die aggressiven Anteile des Magensaftes die Zellen der Schleimhaut zerstören.
Magengeschwür (Ulcus ventriculi) Umschriebene Schädigung der Magenschleimhaut, meist am Übergang zwischen dem Körper und Schwanz des Magens. Ein Magengeschwür entsteht dadurch, dass die aggressiven Anteile des Magensaftes die Zellen der Schleimhaut zerstören.
Definition Magengeschwür (Ulcus ventriculi): Das geschieht vor allem dann, wenn die Barrieren, über die sie verfügt, geschwächt sind. Begünstigende Faktoren sind neben der Magensäure, die stets vorhanden ist, eine Besiedelung mit einem speziellen Bakterium (Helicobacter pylori) sowie die Einnahme von Arzneimitteln, vor allem Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Präparaten (z. B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac).
Die Erkrankung zeigt sich häufig durch brennende oder drückende Schmerzen im Oberbauch, die meist während des Essens auftreten oder stärker werden, Völlegefühl, Übelkeit oder Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Betrifft das Geschwür ein größeres Blutgefäß in der Magenwand, kann es zu Sickerblutungen kommen, die an einer Schwarzfärbung des Stuhls (Teerstuhl) erkennbar sind. Massive Blutungen können ein Bluterbrechen (Blutsturz) hervorrufen und stellen ein lebensbedrohliches Ereignis dar.
Länger bestehende Magengeschwüre können zum Magenkrebs entarten oder eine narbige Verengung des Magendurchmessers verursachen.
Behandlung: Überwiegend behandelt der Arzt ein Magengeschwür mit Arzneimitteln. Vor der Entwicklung der sehr gut wirksamen Präparate wurde häufig eine Teilentfernung des Magens vorgenommen. Diese Therapie bedeutete für die Betroffenen häufig lebenslange Beschwerden. Sie ist nur noch selten notwendig, z. B. wenn die Magenwand durchbrochen ist. Der Nachweis eines Magengeschwürs ist nur mithilfe einer Magenspiegelung (Gastroskopie) zu führen, für die der Arzt dem Patienten über die Speiseröhre einen etwa klein fingerdicken Schlauch mit einer flexiblen Optik in den Magen einführt. Mithilfe einer kleinen Zange kann er dann Gewebeproben entnehmen, die im Labor z. B. auf Entzündungszeichen, Krebszellen oder das Bakterium Helicobacter pylori untersucht werden.
Pflegerische Maßnahmen: Pflegende beobachten ihre Patienten auf die Anzeichen eines Magengeschwürs, nehmen die Äußerung entsprechender Beschwerden ernst und leiten sie an den Arzt weiter. Sofern die Erkrankung bestätigt ist:
- Ernährungsberatung: Der Patient sollte die Nahrungsaufnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilen, in Ruhe essen, auf Kaffee weitgehend, auf Alkohol (insbesondere Schnaps) und Nikotin vollständig verzichten
- Beratung zur Tagesplanung: Stress vermeiden, regelmäßigen Rhythmus der Schlaf- und Wachphasen einhalten
- Beobachtung des Krankheitsverlaufs, insbesondere auf Schwarzfärbung des Stuhlgangs achten
- Überwachung der regelmäßigen Einnahme der verordneten Medikamente, keine Schmerzmittel ohne Rücksprache mit dem Arzt nehmen.
Magenschleimhautentzündung (Gastritis) Definition und Behandlung
Definition Magenschleimhautentzündung (Gastritis): Die oberflächliche Schädigung der Magenschleimhaut.
Eine Magenschleimhautentzündung entsteht häufig durch Infektionen (Helicobacterpylori), Stress (z. B. eine schwere Erkrankung), Arzneimitteleinnahme oder Genussmittelmissbrauch (z. B. Alkohol, Tabak, Kaffee) und kann plötzlich oder in chronischer Form auftreten. Sie verursacht nahezu dieselben Krankheitszeichen wie ein Magengeschwür. Gelegentlich macht sie über lange Zeit keine Beschwerden. Der Nachweis ist nur über eine Magenspiegelung sicher zu führen.
Behandlung: Die Behandlung erfolgt fast ausschließlich mit Arzneimitteln, wobei vor allem Magenschutz-präparate zur Verringerung des sauren Milieus im Magen zur Anwendung kommen. Bei der akut auftretenden Magenschleimhautentzündung kann es sinnvoll sein, den Patienten eine Ernährungspause von 24 bis 36 Stunden zu verordnen. Die pflegerischen Maßnahmen entsprechen denen, die beim Magengeschwür gelten.
(Autor: M. Muffin)